12.10.2009
Merching (riem) - Die zahlreichen Gäste bei der Vernissage der polnischen Künstlerin Agata Norek staunten nicht schlecht: Kaum in den Räumlichkeiten des Merchinger Forum Verlags angekommen, wurden die Kunstkenner von raumgreifenden Werken und liebevollen „Blumen auf Beton“ empfangen - ein Zyklus mit mehrdimensionalen, fast poetischen Formen. Musikalischen Genuss bot das Ulmer Dinner Jazz Duo, mit Harry Berger am Saxofon und Georg Hesse an der Gitarre. Jongleur Nizan begeisterte mit seiner Glaskugel.
Ungewöhnliche Malmittel
Zum Malen benutzt die junge Künstlerin Agata Norek nicht nur Pinsel und Farben. Aus Hirsekörnern, Teeblättern, Papierstreifen und vielen anderen eher ungewöhnlichen Malmitteln bestehen diese vielschichtigen Werke. Nicht nur die ins Bild integrierten Schnüre oder Zündhölzer laden zur haptischen Betrachtung ein. Die Künstlerin ließ Taschenlampen verteilen, um ihre Arbeiten „erfahrbar“ zu machen. Öde sind ihre Werke gewiss nicht. Die Farben brechender Fassaden, buntes Getreide zwischen den Rahmen verteilt, oder verkrustetes Papier - das meiste wurde mit Klebstoff überzogen und verleiht den Arbeiten einen geheimnisvollen Glanz. Die Künstlerin treibt systematisch Nägel, Drahtnetze oder Kalkstücke durch ihre Grundierungen, und das unterliegt mathematischer Berechnung. Dieser Stil wiederum erfährt einen Bruch in den „Schildern“, bunte, einem Mandala ähnlichen Bildern. Dabei mag die nicht entschlüsselbare Genese dieser stofflichen Vielfalt zugunsten eines gebundenen plastischen Zusammenhangs in den Hintergrund treten. Gänzlich aufzuheben ist dieser heterogene Moment freilich nicht, beschreibt er doch einen auf den ersten Blick zwar ungeordneten, womöglich chaotisch ausgreifenden, sich auf diese Weise dem Betrachter zugleich aber aufdrängenden plastischen Kontext.
Die farbige Fassung der in den bildnerischen Kontext eingebrachten Formen negiert deren ursprüngliche, eigenwertige Oberflächentextur. Kommt es in Noreks Arbeiten hingegen zum Gebrauch unbehandelter Materialien, so geschieht dieses auf der Grundlage ihres koloristischen Valeurs. Die Farbe ist es, die eine strukturierende Verbindung gewährleistet.
Augsburger Allgemeine Zeitung