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IN DEN GALERIEN

Ästhetik allein, Ästhetik ohne Inhalt bedeutet Leere, sagt Agata Norek.

Leer sind ihre Werke nicht. Trotzdem täuschen sie: Was zunächst anmutet wie die ins Schöne gefasste Bebilderung eines großen herbstlichen Zerfalls, ist synthetisch durchdrungen. Die Farben aufbrechender Fassaden, die sie auf die Leinwand bannt, die Konsistenz sich färbenden Getreides, zwischen den Rahmen konserviert, oder verkrustetes Papier, vom Trocknen spröde geworden – das meiste hat sie mit Klebstoff überzogen. Ihren mit dem Morbiden flirtenden Materialarbeiten verleiht das einen unheimlichen Glanz.

Es ist eine wundersame Kunst, mit der Norek, die 1978 in Chorzow geborene Polin, die Galerie Röver bespielt. So wie sie systematisch Nägel, Drahtnetze oder Kalkstücke durch ihre Grundierungen treibt, unterliegt das mathematischer Berechnung. Und erfährt doch einen romantischen Bruch. Norek will malen ohne Pinsel, schreiben ohne Feder, wie sie sagt. An einer Zeichenhaftigkeit ist ihr gelegen, die zu lesen reine Rationalität nicht reicht. Gratwanderungen sind in ihrem Werk allgegenwärtig – über die Bildkunst hinaus. Noreks
erster Prosaband – den sie während eines Nürnberg-Aufenthalts an der Kunstakademie schrieb – ist in Planung.

Nürnberger Nachrichten, 2003
 

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