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DR ANDRZEJ TOBIS, KUNSTAKADEMIE KATTOWITZ

ÜBER DIE BILDER VOM AGATA NOREK AUS DEN JAHREN 2001 & 2002

 

"AGATA`S SCHNUR"


Am Ende der achtziger Jahre gejagt durch jugendliche Faszination, fuhr ich nach Warschau ins Museum für Literatur, zu einer Ausstellung, die Witold Gombrowicz betraf. Im Saal, der dem Roman „Kosmos“ gewidmet war, befand sich im größten Teil eine in alle Richtungen laufende weiße Schnur.
Diese Arrangierung sollte die Erfolglosigkeit der Proben einer logischen Ordnung in gegenseitigen Beziehungen illustrieren, die die Masse kleiner Ereignisse überfluten, was das Hauptproblem des erwähnten Romans von Gombrowicz bildet.

Ich erinnerte mich gerade daran, als ich die letzten Arbeiten von Agata Norek gesehen habe, in denen sie die eben entfaltete Schnur ausnützt. Es ist klar, nicht direkt in der Schnur liegt der Hund begraben. Diese Schnur ist in einer bestimmten Ordnung entfaltet und zusammen mit anderen Elementen des Objektes bildet sie ein Netz des Feldes, auf dem Agata sucht . . .

Aber - was sucht Agata eigentlich?

Agata fasziniert die Wiederholung der geometrischen Elemente, die sie in der Umgebung wahrnimmt. Ebenso kann das ein Detail auf einer Gebäudewand betreffen, wie auch die Anordnung auf einer Papiertafel für das Spiel Schiffe versenken, sein.
Manchmal irritieren sie die geometrischen Konstruktionen des Details so sehr, dass sie auf der Leinwand mit ihnen manipuliert, indem sie die folgenden Kanten des Moduls in allen möglichen Kombinationen abnimmt, dass sie im Endeffekt eine offene, netzartige Komposition erhält, wo die Ordnung so sehr verwickelt ist, dass sie sinnlos wird. Wenn man dann solch ein Bild anschaut, kann man nur mit Mühe die leitenden Grundsätze wahrnehmen. Übrigens Agata legt nicht im geringsten Wert darauf, im Gegenteil - wie mit Vorbedacht möchte sie unsere Perzeption erschweren indem sie ein zusätzliches Informationsgeräusch in Form einer
üppigen Substanz einführt, die die Details des Diagramms verwischen, indem sie Agata`s Arbeiten den Charakter einer deutlichen intellektuellen Scharade wegnehmen. Und das ist sehr gut - denn Dank dieser Begebenheit befindet sich die Idee ihrer Bilder näher dem Leben und nicht dem Labor. Und wenn wir zum Beispiel erfahren, dass Agata`s Vater Seemann war, so wird die scheinbar trockene, intellektuelle Arbeit mit dem Titel „Schiffe versenken“ eine zusätzliche geradezu lyrische Bedeutung annehmen.

Agata Norek studiert noch an der Kunstakademie und besitzt ein sehr habsüchtiges Verhältnis zur Welt. Es zieht sie nach verschiedenen Seiten hin und manchmal reicht die Zeit nicht aus um in vollem Maße ein Problem auszudrücken, denn in der Interessensphäre erscheint ein folgendes Problem. Auf dieser Etappe kann es nicht anders zugehen.

Wenn sie wichtige Entschlüsse fassen muss, sollte sie an der ausgewählten Schur ziehen und auf ein glückliches Los treffen.

(aus dem Polnischen übersetzt von A.Morcinietz)

 

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